From DDR-Presse: Beitraege und Materialien
Demokratischer Zentralismus
Als demokratischer Zentralismus wurde in der DDR ein auf die politische Theorie von W. I. Lenin zurückgehendes Organisationsprinzip in Staat, Wirtschaft und den politischen Organisationen bezeichnet. Nach ihm sollten alle wichtigen gesellschaftlichen Angelegenheiten zentral geplant und geleitet werden, nachdem sie unter der aktiven Mitsprache und Mitentscheidung in den untergeordneten Stellen diskutiert worden waren. In der politischen Praxis in der DDR und der anderen staatssozialistischen Länder führte dieses Prinzip zu einer Verlagerung aller wichtigen Entscheidungsprozesse in die zentralen Instanzen des Herrschaftsapparats der kommunistischen Parteien und der ihnen untergeordneten staatlichen Institutionen. Unter der demokratischen Beteiligung der untergeordneten Instanzen und der Bevölkerung verstand die offizielle Ideologie in erster Linie die aktive Mitwirkung an der Umsetzung der von der Zentrale beschlossenen Entscheidungen. In der Bevölkerung und der Wahrnehmung des Westens wurde der Begriff ähnlich wie die Bezeichnung „Diktatur des Proletariats“ zu einem Synonym für die enormen Demokratiedefizite des Staatssozialismus.